Endkunde: Lycée classique d'Echternach

Planung der Tontechnik und des Recording, Umsetzung und Ausführung des Saal-Tons einer Musical Show zur 1300 Jahr Feier der Stadt Echternach mit mehr als 150 Mitwirkenden

Besondere Herausforderungen/Schwierigkeiten:
Bandbreite des musikalischen Spektrums. Beschaffenheit der Örtlichkeit. Anzahl der Mitwirkenden.

1997 schon kam ich in Kontakt mit Jean-Marie Kieffer, der als Musiklehrer im Lycée classique d'Echternach tätig ist war. Er war zu diesem Zeitpunkt auf der Suche nach jemand der ihm bei der tontechnischen Umsetzung eines Projektes, das den Abschluss der Feierlichkeiten der Stadt Echternach zu ihrem ein 1300 jährigen Bestehen bilden sollte, helfen konnte. Die von ihm komponierte Show sollte eine multimediale Zeitreise durch die 1300 Jahre Geschichte Echternachs werden.
Veranstaltungsort sollte die örtliche Basilika sein. Die war Mittelpunkt des ehemaligen Klosters, um das die Stadt Echternach nach und nach entstand. In den Räumlichkeiten des ehemaligen Klosters ist Lycée classique d'Echternach heute noch beherbergt.
Die Herausforderungen des Projektes lagen zum einen in der Struktur der musikalischen Darbietung, zum andern in den akustischen und architektonischen Gegebenheiten des Gebäudes.
Musikalisch wurde die Show mit dem Namen ORALABORA(lat. ora et labora = beten und arbeiten) von Jean Marie Kieffer (Komponist, Dirigent sowie organisatorischer und künstlerischer Leiter) so angelegt, dass die einzelnen historischen Zeitabschnitte durch Musikkompositionen dargestellt wurden, die vom Stil her in den jeweils betrachteten Zeiten üblich waren. Es gab aber auch spannende "Dialoge" zwischen den Zeiten: So hielten - um nur eines von vielen Beispielen zu nennen - gregorianische Gesänge "Zwiegespräch" mit gospelähnlichen Elementen. Die musikalische Bandbreite erstreckte sich von mittelalterlicher Musik über Klassik und Jazz bis hin zum Rap.
Ein Erzähler führte in Echternacher Dialekt durch die einzelnen Stationen dieser Zeitreise. Zu einigen Stücken wurden Videoprojektionen mit historischen Aufnahmen (teilweise waren das Aufnahmen, die das erste Mal in der Öffentlichkeit präsentiert wurden) auf einer Leinwand über dem Chor gezeigt.
Wichtig war mir dabei, unter allen Umständen einen natürlichen Klangeindruck beim Zuhörer zu realisieren. Es sollte bei allen Beträgen, auch bis in die letzten Reihen, ein entspanntes Zuhören möglich sein. Was in dem sehr hohen und schmalen Mittelschiff dieses Gotteshauses, das den Zuschauer- Bereich aufnahm, eine zusätzliche Herausforderung darstellte.
Da sowohl klassische wie auch jazzische und popige Elemente enthalten waren und Raumakustik alles andere als optimal für ein solch breitgefächertes akustisches Ereignis war, musste das ganze mit relativ vielen Mikrofonkanälen abgenommen werden. Nur so war es möglich für fast jedes Instrument, je nach stilistischer Notwendigkeit (z.B. muss für einen RAP das Drumset anders klingen als in einem mittelalterlichen Kontext) Eingriffsmöglichkeiten zu haben.
Da nicht nur "klassische" Instrumente und "klassische" Sänger in dieser Musical Show vorkamen, war klar, dass auch zum Teil ein relativ aufwendiges Monitoring zum Einsatz kommen musste.
Um in der halligen Umgebung keine unnötige zusätzliche Hintergrundlautstärke durch quer abstrahlende Monitorboxen zu produzieren, entschied ich mich bei den Gesangssolisten, Backingvocals und dem Erzähler zum Einsatz ein 10-Kanaligen drahtlosen Inear-Monitoring-Systems.
Nur der Dirigent und der Pianist bekamen je eine konventionelle Monitorbox zur Kontrolle der Gesänge und des Synthesizers.
Das gesamte Monitoring wurde über ein separates Monitorpult, das von Frank Schattle bedient wurde, direkt neben der Bühnenfläche umgesetzt.
Von Anfang an war es für mich selbstverständlich die Optik der Basilika so wenig wie möglich durch Lautsprecherboxen zu stören. Daher sollten die Lautsprecher möglichst klein, aber dennoch sehr leistungsfähig sein, um so ihre Anzahl möglichst gering zu halten. Der Klang der Systeme sollte außerdem möglichst neutral sein. Ein weiteres Kriterium zur Boxenauswahl war der Platzbedarf und die zu erwartende Geräuschentwicklung von Entstufenlüftern etc. Die Entscheidung fiel deshalb auf die "selfpowered" UPA und USW Systeme von Meyer Sound, da durch deren lüfterlose eingebaute Endstufen keine geräuschproduzierenden Endstufenracks aufgestellt werden mussten und keine langen Lautsprecherkabel zu verlegen waren.

Der zu beschallende Raum stellte selbst mit die größte Herausforderung dar, denn die zu beschallende Fläche war nur 10 Meter breit aber 35 Meter tief und zu dem sehr hoch. Mein Bestreben war es das Beschallung System so zu konzipieren, dass für den Zuhörer möglichst an jedem Platz ein optimaler Höreindruck und gute Sprachverständlichkeit zu erreichen war. Außerdem sollten nach Möglichkeit nicht wahrgenommen werden, dass überhaupt Lautsprecher im Einsatz waren. So sollte immer der Eindruck gewährleistet sein, dass der gesamte Ton von der Bühne und nicht aus den Boxen zu kommen schien.
Umgesetzt wurde dies Einerseits durch die Unterstützung der geflogenen Hauptbeschallungsboxen am Anfang des Altarbereichs erzänzed durch 2 (rechts und links) mal 3 abgesetzte geflogene Systeme an den Säulen. Durch eine Galgenkonstruktion, ca. 30 cm von den Säulen abgesetzt, wurden Hängepunkte geschaffen um eine bessere akustische Ausrichtung zu ermöglichen. Die besondere Anforderung beim Platzieren dieser Delay-Lautsprecher bestand darin, dass ich die Stützbeschallung möglichst gerade zur Wellenfront abstrahlen wollte. Darum griffen wir auf "L-Trassen" zurück, die an die vorhandenen Säulen angelehnt und verzurrt wurden, um daran die Delayboxen zu hängen. Für die Planung bedeutete das, dass jede einzelne Säule nachgemessen werden musste. So konnten wir Passstücke aus Holz vorzubereiten, damit die Kanten der Sandsteinsäulen durch das Verzurren nicht zu beschädigt wurden. Der Aufwand war notwendig, da jede Säule ein leicht anderes Profil aufwies.
Andererseits wurden alle Systeme laufzeitmäßig zu einer akustischen Null- Linie, in dem Fall, auf der Höhe des Dirigentenpultes abgestimmt. Die Mikrofone des ca. 10 Meter weiter hinten stehenden Chores wurden über die Subgruppen des Saal- Mischpults noch einmal verzögert, um so die natürliche Laufzeit des relativ direkt abgenommen Chores im Gesamtklangkörper erhalten zu können. Die ersten Reihen, die etwas außerhalb der Abstrahlung der Hauptboxen saßen, wurden beim Beschallungskonzept extra berücksichtigt. Zu diesem Zweck wurden um den unteren Altar noch einmal 3 UPM platziert, welche auch ein eigenes Timesetup bekamen. Durch diese Maßnahmen konnte im ganzen Zuhörerbereich eine sehr gute "Schallausleuchtung", die jeweils Laufzeit richtig zum Schallereignis war, erreicht werden. So gelang es den Eindruck, dass der Schall von der Bühne und nicht aus den Boxen kommt, im gesamten Zuhörerbreich zu erhalten. Das gesamte Beschallungsmaterial, Boxen, Mikrofone, Mischpulte etc. kamen von der Kölner Firma PADCO.

Neben Beschallung und Monitoring war noch ein Mehrspur – Mitschnitt zu planen, da mit den besten Stücken der drei Aufführung eine Live-CD erstellt werden sollte.
Zu diesem Zweck wurden alle Audio - Inputs auf 3 Wege aufgesplittet und auf 3 MIDAS Mischpulte (FOH, Monitor und Recording) verteilt. Um die Live- Atmosphäre einfangen zu können wurden für die Aufnahme wurden noch zusätzliche Atmo - Mikrofone in Richtung Publikum aufgestellt. Die gesamte CD Produktion wurde von Gunni Mahling Studio Saarbrücken durchgeführt.

Für die Planung und Umsetzung des Lichtkonzept und der Projektion und deren Umsetzung war das Luxemburger Soundshakers-Team zuständig.

Infos/Specials:

6x Trompeten, 3x Posaunen, 2x Alt-Saxophone, 2x Tenor-Saxophone,1x Bariton-Saxophon,
1x Konzertflügel,1x Synthesizer,1x Kontrabass, 3x4 Geigen, 3x Celli, 1x EBass,1x EGitarre, 1x Drumset, 4x Percussion, 1x Flöte, 1x Querflöte, 1x Oboe, 1x Horn, 1x Rapper,
1x Erzähler,
6x Backing Vocals, 5x Gesangssolisten,
Chor: 35x Sopran, 35x Alt, 12x Tenor, 18x Bass.

mehr Bilder

Links:

Jean-Marie Kieffer WIKIPEDIA

 Oralabora at gerogely.lu

Oralabora at musique.lce.lu