Endkunde: Lycée classique d'Echternach

Planung, Umsetzung und Ausführung des Saal-Tons einer Musical Show in der Tradition eines Mysterienspiels

Besondere Herausforderungen/Schwierigkeiten:
Bandbreite des musikalischen Spektrums, Beschaffenheit der Örtlichkeit, Anzahl der Mitwirkenden, Spielszenen mit hoher Anforderung an die Sprachverständlichkeit.

Im Oktober 2004 sollte in der Basilika in Echternach wieder ein großes Musik – Spektakel aufgeführt werden. Diesmal war geplant, unter dem Namen "PANDORA" ein Stück aufzuführen, das ganz in der Tradition eines Mysterienspiels gehalten war.
Die grundsätzlichen raumakustischen Herausforderungen waren die gleichen wie bei dem 1998 an gleicher Stelle aufgeführten "ORALBORA"(siehe Projekt). Bei der Instrumentierung und dem Chor war alles fast identisch zu der 1998er Aufführung.
Für die musikalische und organisatorische Leitung war auch hier wieder Jean Marie Kieffer zuständig. Beim Schauspielpart war Danielle Hoffelt, ebenfalls Mitglied des Lehrkörpers des Lycée classique d'Echternach, für die Sprechtexte und die Regie verantwortlich.

Ein Mysterienspiels ist aber eine Kombination von Sing- und Schauspiel. Deshalb hatte ich es im Vergleich zu damals mit einem erweiterten Bühnenbereich zu tun. Um zusätzliche Spielfläche zu erschließen wurde der vordere, tiefer liegende Altar komplett überbaut. Dieser Bereich wurde mit Kulissen umrahmt und stellte die Auftrittsfläche  für die Spielszenen dar.

Die zusätzliche Herausforderung lag in der tontechnischen Einbettung von dreizehn zum Teil auch singenden Schauspieler(innen). Diese Akteure wurden dazu jeweils mit drahtlosen Headsets ausgestattet. Um vor allem bei den Dialogen eine möglichst "unhörbare" neutrale Klangübertragung zu erreichen entschied ich mich bei der Bestückung der Headsets für Mikrofone mit Kugel – Charakteristik. Der Einsatz von Kugelmikrofonen verschärfte jedoch die Problematik von möglichen Rückkopplungen. Außerdem kann ein Übersprechen bei dicht beieinander stehenden Akteuren schnell zu unangenehmen Klangverfälschungen führen.
Auch der große Chor hinter dem Orchester bekam zusätzliche Aufgaben im Schauspielpart. Neben ihren "normalen" Chorparts sollte der Chor atmosphärisch die Bewohner des Dorfes, in dem die Geschichte angesiedelt war, darstellen. Auch das machte eine gesonderte akustische Unterstützung notwendig. Deshalb entschloss ich mich die Chor – Abnahme im Vergleich zu 1998 zu verändern. Statt die Mikrofone auf großen Galgenstativen von der Seite in den Chor einzubringen, wurden diesmal Metallschienen an Drahtseilen vom Rig abgelassen. An diesen Schienen wurden dann die Chormikrofone befestigt. Das brachte eine bessere Positionierungs- und Ausrichtungsmöglichkeit der Mikrofone mit sich. Als weiterer Effekt war die Mikrofonierung des Chores bei Showlicht weniger auffällig. Dies unterstützte optisch das Konzept, dass die Zuhörer nach Möglichkeit im Verlaufe der Veranstaltung vergessen sollten, dass Ton-Technik im Einsatz war.

Wegen der geänderten räumlichen Vorgaben auf der Bühne im Vergleich zu "Oralabora" musste das gesamte Time – Alignement natürlich gestaltet werden. Eine Neufestsetzung der akustischen "Nulllinie" wurde notwendig. Zum Einmessen der Anlage setzte ich diesmal ein Smaart-Messsystem ein.

Ein weiteres Novum stellte das Bildmonitoring dar. Der Dirigent konnte verständlicher Weise nicht vor der Spielfläche platziert werden. So wurde ein 2-Wege Bild-Monitoring notwendig. Der Dirigent brauchte eine Komplett-Ansicht der Spielfläche, um verfolgen zu können, was hinter seinem Rücken in der Szene passierte. Die Schauspieler(innen), denen der Dirigent im Rücken stand, brauchten an der Bühnenvorderkante Bild- Monitore für ihre musikalischen Einsätze und um dem Dirigenten folgen zu können.

Auch diesmal sollten die Aufführungen als Multitrack - Recording mitgeschnitten werden. Aus den Aufnahmen aller Vorstellungen sollte eine CD produziert werden. Dazu wurde diesmal ein 48 Spur Harddisk – Recording System (Samplitude/RME) eingesetzt.

Als Pult entschied ich mich diesmal für den Einsatz eines Digital Mischpultes. Mit dem YAMAHA PM1D konnte ich gleich “mehrere Fliegen mit einer Klappe schlagen”:
So war es mit diesem Pult möglich, die notwendigen 64 Eingangskanäle relativ gut  für den Live-Mix zu handhaben. Außerdem war es machbar, das Bühnen- Monitoring vom Saalmischpult aus zu realisieren, was auch eine nicht unbeträchtliche Kosteneinsparung mit sich brachte. Als nächstes war es mit dem PM1d auch noch möglich, das Recording direkt digital an das Mischpultsystem anzukoppeln. Ein zusätzliches Mischpult für das Recording konnte somit auch noch eingespart werden. Für die Aufnahme notwendigen Submixes (64 Inputs plus 2 Atmo > 48 Spuren) wurden auf dem PM1D-System realisiert. Der Recording - Engineer Gunni Mahling konnte über eine "RECO"- Fernbedienungs- Einheit jederzeit Zugriff auf “seine” Submixes haben, um sie gegebenenfalls anzupassen zu können, ohne den Live-Mix zu behindern.

Ein weiterer Grund für den Einsatz dieses Digital -Konzeptes war die verbesserte Möglichkeit, mittels des drahtlosen RECO – Systems die Feinabstimmung der Beschallungsanlage während der Proben noch präziser vornehmen zu können.
Und schließlich sprach für den Einsatz des PM1D, dass es zu diesem Zeitpunkt das einzige Mischpult war, das die für eine solch spezielle Show notwendigen Automations- und On-/Offline- Editing- Möglichkeiten bieten konnte.

Auch hier war ich neben der Planung und technischen Leitung während der Show für die Gestaltung und Umsetzung des Saal-Tons zuständig.

Das Tonequipment kam wie 1998 von der Kölner Firma PADCO.
Für den Mitschnitt und die CD- Produktion war das Gunni-Mahling-Studio Saarbrücken zuständig.
Als Bühnen- und Wireless- Techniker wurde ich auf der Bühne von Thomas Fuhrmann unterstützt.
Für Licht und Trassing war die Firma " TRIACS" aus Trier zuständig.

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Links:

Danielle Hoffelt - Luxemburger Autorenlexikon

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Pandora at musique.lce.lu